Ohne Filter

Buchtitel “Ohne Filter”

Gedichte und Gedichtübertragungen von Christine Kappe, Sigune Schnabel und Cornelius van Alsum. Bilder von Christine Bietz.

88 Seiten
€ 15,00
Auflage 100 Exemplare
ISBN: 978-3-948569-11-2


aus dem Vorwort

Die Edition Freigang in der Sonettenpresse wird von drei lyrischen Stimmen aus der Taufe gehoben, die unterschiedlicher kaum klingen könnten, die dennoch zu einem willkommen aufbrausenden Dreiklang zueinanderfinden.

Die äußere Gestalt des Beitrags der Dichterin Christine Kappe bewegt sich in einigen Beispielen nah an der Prosaminiatur, Sigune Schnabels Texte bedienen sich des bewährten Einsatzes von Zeilenbrüchen, die sich als notwendig aus der gestalteten Aussage ergeben, und Cornelius van Alsums Gedichte scheuen in einigen Beispielen auch nicht das Regiment des Sonetts.

In Christine Kappes Beitrag DIE HÄUSER, DIE WIR IM TRAUM BEWOHNEN ist geschickt versteckt, aber dennoch unschwer zu erkennen, wie sich ein ICH so radikal zurücknimmt, dass es sich lediglich im Verbund mit dem Gegenüber als ein WIR preisgibt. Ein Hinweis darauf, wie gewagt es erscheinen mag, sich in dieser Weltzeit selbstsicher behaupten zu wollen?

Das lyrische Ich erkennt in Sigune Schnabels Gedicht „Tatbestand“, wie der Zugang zu dieser Weltzeit streng reglementiert von der Erfüllung schwierig zu belegender Voraussetzungen geworden ist. Lebensräume sind nicht mehr eo ipso frei verfügbarer Besitz des Menschen schlechthin.

Cornelius van Alsums Sonett „jean bazaine: la messe de l’homme armé” nährt zunächst den Anschein, es wäre enthusiastisch wortgewordene Malerei und Musik. Das Datum „vierundvierzig“ allerdings evoziert bereits die Invasion der alliierten Streitkräfte in der Normandie. Ist Weltzeit hier die Fratze des immerwährenden Krieges?

Nicht zuletzt tragen die von Christine Bietz gezeichneten schwarz und weißen Bilder in hervorragender Weise durch die Reduktion auf das Wesentliche dazu bei, die in dieser Anthologie geschaffene Balance zu unterstützen.